Donnerstag, 26. März 2009

die Zeit bis zur ersten Chemo

Am Montag nach meiner Krankenhaus-Entlassung sitze ich wieder im Büro. Warum soll ich mich krankschreiben lassen, wenn ich mich doch körperlich gut fühle?! Zu Hause würde mir die Decke auf den Kopf fallen, so entschließe ich mich Sonntags bei einem Spaziergang an der Marina Rünthe, Montags ins Büro zu gehen. Endlich wieder Normalität!

Ich bin froh, wieder arbeiten zu gehen. So komme ich wieder auf andere Gedanken und grüble nicht den ganzen Tag. Dennoch geht es mir psychisch gar nicht gut. Ich fühle mich immer noch leer. Als ich im Internet nach der Studie google, in die ich aufgenommen wurde, erleide ich einen Rückschlag. Die histologische Untersuchung meiner Olive sagt ich bin triple-negativ. Das heisst die Olive ist weder mit einer Anti-Hormon-Behandlung noch durch Antikörper zu behandeln. Als mir dies der Oberarzt mitteilt, empfand ich das nicht als schlimm, ich habe mich sogar gefreut keine AHT in Form von Anti-Hormonen durchführen zu müssen. Als ich dann aber bei mamazone so Wörter wie therapieresistent lese, gehen bei mir die Lichter aus.

So sitze ich also kurz vor Beginn der Chemo heulend bei meiner Frauenärztin und später auf Anraten meiner FA noch heulend bei der Onkopsychologin. Was eine sehr gute Entscheidung war. Das Gespräch hat mir super gut getan und mir meinen Mut zurück gegeben. Was ich wohl nie vergessen werde, waren diese zwei Aussagen:

„Was glauben Sie, wie grün der Westenhellweg wäre, wenn alle, die den Krebs besiegt haben, mit einer grünen Perücke rumlaufen würden“

und

„Man sieht durch Todesanzeigen und deren Zusätzen wie „nach langem schwerem Kampf…..Spenden bitte an die deutsche Krebsforschung“ nur die schlimmen Ausgänge von Krebserkrankungen. Leider gibt niemand, der den Krebs besiegt hat, eine Anzeige auf mit „Juhuu, ich habs geschafft und bin seit x Jahren gesund!“

Sehr positiv gestimmt verabschiede ich mich am Tag vor meiner ersten Chemo von meiner Psychologin und radle beschwingt nach Hause.

Freitag, 6. März 2009

Ich bin dann mal wieder weg (und so schnell seht ihr mich nicht mehr wieder!

Mir geht es körperlich sehr gut, die Wunde macht keine Probleme also gehe ich den Ärzten so sehr auf die Nerven, so dass ich am Nachmittag nach Hause darf.

Donnerstag, 5. März 2009

Weitere Untersuchungen....

Nachdem ich am 04.03. mal komplett in Ruhe gelassen wurde standen für Donnerstag etliche Termine auf dem Plan. Als ich nach einem Spaziergang mit meiner Mom zurück auf mein Zimmer komme, habe ich eine neue Zimmergenossin. Richtig: Susanne aus dem Wartezimmer. „Neeee, ne? Ist unser beider Reaktion.

Um 8 Uhr soll ich mit dem Taxi zur radiologischen Praxis zwecks Knochenszintigramm gebracht werden. Aber vorher muss noch der Druckverband als auch der Schlauch in meiner Brust weg. Das war das einzige schmerzhafte Erlebnis, welches ich bislang seit meiner Erkrankung gemacht habe. Ich habe wohl rumgestöht wie eine Gebärende, aber die Assistenzärztin hat das Ding einfach nicht rausbekommen. Als ein „richtiger“ Arzt dazu kam hatte sie es aber auch schon eine gefühlte Ewigkeit lang probiert und der hat das Ding dann innerhalb von Sekundenbruchteilen entfernt ohne Schmerzen zu verursachen.

Von der Klinik habe ich für die Dauer der Untersuchung ein üppig gefülltes Lunchpaket mitbekommen. Seit der OP habe ich endlich wieder Appetit. Letzte Woche habe ich nur was runtergewürgt, weil ich ja bei Kräften bleiben musste. Was dann folgte waren Stunden der Warterei die ich mit viiiiiiiiiel Trinken und Lesen verbrachte. Ich war fast die ganze Zeit alleine im Wartezimmer als eine weitere Frau sich zu mir gesellte und wir beide im Stillen überlegten, woher wir uns kennen. Irgendwann wurde mir das aber zu blöd und ich habe sie einfach darauf angesprochen. Immerhin sind wir fast 5 Jahre gemeinsam morgens mit dem Zug von Dortmund nach Düsseldorf gefahren und jetzt treffen wir uns hier…..und haben beide Brustkrebs. Kein schöner Zufall! Aber wir machen das Beste daraus und tauschen unsere Nummer aus – schließlich haben wir ja jetzt ganz viel Zeit.

Das Knochenszintigramm zeigte glücklicherweise keine Anomalien, jedoch war die Untersuchung selber eine Herausforderung für mich. Ein MRT geht bei mir aufgrund meiner Platzangst ja schon mal gar nicht. Das Gerät sieht eher aus wie ein CT, jedoch kommen die Platten so nah an den Kopf ran, dass ich dann doch wieder einen Panikanfall bekommen habe und flugs aus dem Gerät gekrochen bin ;0) Nein, da bin ich nicht stolz drauf, auch die Arzthelferinnen hatten vollstes Verständnis und wir konnten dann die Untersuchung ab dem Hals durchführen und den Kopf haben wir dann noch mal extra an einem anderen Gerät gemacht, wo man nur ruhig davor sitzen muss.

Wieder zurück im JoHo standen dann noch Sonographie des Bauches und ein Herz-Echo an. Das bei den Untersuchungen irgendwelche bösen Ergebnisse hätten kommen können, war mir glaube ich, gar nicht bewusst. Ich war zwar auch danach erleichtert und habe mir mit meiner Mom erst mal ne ordentlich Zitronenrolle gegönnt aber irgendwie schien ich noch nicht realisiert zu haben, was der Brustkrebs für Folgen haben könnte.

Dienstag, 3. März 2009

Endlich! Die OP

Ich habe gestern die Anästhesistin gebeten mir was Stärkeres zur Beruhigung zu geben. Zusammen mit dem Gucci-Hemdchen und den Kompressionsstrümpfen erhalte ich, während die beiden anderen Frauen ihr Frühstück erhalten, meine Glücklichmacher. Was man doch für dämliche Gedanken in solch einer Situation hat. Ich habe dann letztendlich den ganzen Vormittag auf meine OP warten müssen. Leider schwindete meine Coolness von Minute zu Minute so dass ich dann heulenderweise Chris angerufen hab. Im nächsten Moment gings auch schon los. Schnell die LMAA-Tablette geschluckt und schon wurde ich rüber in den OP-Trakt geschoben. Die LMAA-Tablette war wirklich gut und ich bin nicht in Panik ausgebrochen. Alle Schwestern und Ärzte, denen ich auf dem Weg durch die Schleuse in den OP-Vorraum begegnete waren sehr lieb und einfühlsam und ich war froh, als ich das Medikament über den Zugang merkte welches mich für die nächsten Stunden in Jenseits befördern sollte.

Ich werde im Aufwachraum wach und fühle mich erstaunlich gut. Ich habe keine Schmerzen und fühle mich auch im Kopf erstaunlich wach. „Haaaaaloooooo, ich bin wach und will auf mein Zimmer!“ Beim Verteilen der Geduld war ich leider nicht anwesend……ich wollte nur noch hoch zu meinem Schatz. Auf dem Weg auf die Station wurde ich dann mal eben in den Röntgenraum geschoben „bitte aufstehen und vor die Platte stellen“! Hä? Hallo? Ich komme gerade aus dem Aufwachraum und soll hier rumturnen? Na gut, zeige ich Euch jungen Kerlen also meine nackten A….mir auch egal. Ich will nur nach oben auf die Station.

Ebenso enttäuscht war ich dann, weil Chris noch gar nicht da ist. Aber mir ging es erstaunlich gut und habe mich mit meinen Zimmerkolleginnen unterhalten bis eeeendlich die Tür aufging und Chris ums Eck schaute. „Was ist los? Bist Du gar nicht operiert worden? …war Chris Reaktion als er mich so wach im Bett sitzen sah. Ich durfte sogar ziemlich schnell was essen und das Wölkchen, welches ich noch vom Vortag auf dem Nachttisch stehen hatte, war ein Gedicht. Kurz drauf kam auch Dr. Kunz vorbei um mich über den OP-Verlauf zu informieren „Lymphknoten waren frei, der Tumor sah aus wie eine Olive“ Aha.
Oliven mochte ich noch nie aber das die Lymphknoten frei waren hat uns dann doch sehr gefreut. Ich habe direkt mal die wichtigsten Menschen, nämlich meine 2 Mütter (Mama und Schwiegermama in spe) angerufen und über den Stand der Dinge informiert. Nachmittags bin ich mit Chris über die Stationsflure spaziert. Mensch, war ich erleichtert. Alles ist gut.
Die Olive ist weg, die Lymphen frei, die OP hat keine Spuren hinterlassen.

Montag, 2. März 2009

Ab ins Krankenhaus

Völlig übernächtig schlage ich um 7 Uhr beim Zahnarzt auf. Ich habe darum gebeten mir heute noch die Krone einsetzen zu lassen damit ich im Krankenhaus nicht mit dem Provisorium rum laufen muss. Ausserdem könnte das ja bei der OP ganz schnell kaputt gehen.

Um 9 Uhr waren wir dann in der Gyn. Ambulanz. Chris hat sich den Tag weitgehend frei genommen um mich zu begleiten. Wieder warten wir stundenlang um zwischendurch mal Blut abzunehmen, ein Arztgespräch zu führen, zum Anästhesisten zu gehen und dann noch zur Radiologie zu fahren wo der Sentinel markiert wurde. Insgesamt fühlte ich mich jetzt aber besser, da endlich was gemacht wurde. Ich hätte doch den früheren OP-Termin wahrnehmen sollen. Mit der Woche zwischen Ergebnisverkündung und OP habe ich mir keinen Gefallen getan. Am Nachmittag bin ich dann auf der Station gelandet. Lauter liebe Schwestern mit diesem „Sie sind doch noch viel zu jung für den Scheiß-Blick“ kümmerten sich um mich besorgten mir noch was zu essen. Wie ich den Rest des Tages erlebt habe weiß ich heute nicht mehr....

Sonntag, 1. März 2009

Rosenmontag mal anders: die Diagnose

Das Wochenende war ruhig und wir haben viel rumgegammelt. Zwischendurch bekomme ich immer wieder kleine Panikattacken, weil ich die Befürchtung hatte, es können doch Krebs sein. Ich habe mir dann mal den Beipackzettel von dem Medikament durchgelesen, welches ich seit September zur Bekämpfung meiner Akneschübe nehme durchgelesen. Da wird, wenn auch selten, von vergrößerten Lymphknoten als Nebenwirkungen gesprochen. Gott sei Dank ist unsere Reaktion, hatte Dr. Kunz doch gesagt, dass „ES“ nach einem eben solchen aussieht.

Wir warten mal wieder eine gute Stunde gemeinsam mit den besagten Frauen im Warteraum des Brustzentrums im Johannes-Hospital (JoHo). Ich weiß noch das ich mich so schlecht fühlte, weil Susanne schon wusste das es mit hoher Wahrscheinlichkeit Brustkrebs sein wird und ich ja nur pro-forma da war um mir mein „gutes“ Ergebnis abzuholen.

Das, was dann folgte, lässt mich heute immer noch anfangen zu frösteln. „Wir haben leider keine gute Nachrichten für Sie“! An das Gespräch, was dann folgte, kann ich mich kaum noch erinner. G3, Port, OP, Chemo. Ich wollte nur raus! Raus aus diesem Albtraum. Das kann doch gar nicht sein! Ich bin 29, werde dieses Jahr heiraten und will meinen 30. richtig groß feiern! Wir machen einen OP-Termin für den 03.03.09 aus, einen Tag früher werde ich aufgenommen und direkt diverse Untersuchungen durchgeführt. Ich hätte sogar 3 Tage später direkt unters Messer gekonnt, aber ich war nicht in der Lage eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Nein, ich will ins Büro, einige Sache abklären, alles organisieren.

„Wir werden unsere Hochzeit nicht verschieben“ sind meine ersten Worte zu Chris als wir das JoHo verlassen. Ich erinnere mich nur sehr ungern an die ersten Tage nach der Diagnose, sofort steigen Tränen in mir auf. Mit Abstand denke ich heute, wie komisch, geweint habe ich so gut wie gar nicht in den ersten Tagen. Dabei hätte mir das vielleicht gut getan. Ich war extrem nervös und fühlte mich einfach nur leer.

Wie sage ich es meiner Mutter? Das war eigentlich erst mal mein größtes Problem. Von den ganzen Untersuchungen im Vorfeld wusste keiner was, warum auch? Ist ja nix! In meiner Not habe ich meine große Schwester, die gut 1 Stunde von uns entfernt wohnt, angerufen und sofort gesagt dass Mama das auf keinen Fall am Telefon erfahren darf und sie gleich losfährt zu ihr und sie mich dann später anruft. Chris hätte am nächsten Tag eigentlich auf Dienstreise gehen müssen, hat aber alles umkrempeln können. Ich musste erst mal raus aus der Wohnung, fühlte Platzangst in mir aufkommen. Wir sind bei Regen durch den Westfalenpark marschiert und haben viel geredet. Chris hat mir immer wieder gut zugeredet und mir viel Mut gemacht. Kann man mir nicht direkt die Brüste wegmachen, einfach aushöhlen und Silikon rein?

Die restliche Woche war einfach nur ein Albtraum. Chris hat unheimlich viel Telefonate führen müssen die Freunde und Familie über meine Erkrankungen informierten. Ganz grausam habe ich die Nacht vor der Aufnahme ins Krankenhaus in Erinnerung. Ich habe kaum geschlafen, habe den Krebs überall in mir gefühlt….ich bin echt die Wände hochgegangen.

Freitag, 20. Februar 2009

Stanzbiopsie

Früher habe ich am Tag nach Altweiber mit einem Kater im Bett gelegen – gestern war mir
gar nicht nach feiern, bekomme ich doch heute dicke Nadeln in meine Brust geschoben!
Ich bin extrem nervös. Habe unendlich viel Angst vor der Biopsie. In den vergangenen Monaten habe ich oft ins Situationen, in der ich keine Kontrolle habe, über das was geschieht, panisch reagiert.


Daher habe ich auch am Donnerstag noch mal im BZ angerufen und um ein Beruhigungsmittel gebeten. Kurz vor Erreichen der Anmeldung will ich am Liebsten umdrehen, aber Dank Chris und seiner Überzeugungskraft melde ich dann doch zur Biopsie an. Im Warteraum waren noch weitere Frauen, die, wie sich noch herausstellen sollte, demnächst öfter sehen werde. Susanne hatte die Biopsie schon hinter sich und beruhigte mich mit der Aussage, das es gar nicht weh tut. Chris ist dann mit mir rein, schon alleine diese Tatsache hat mich unheimlich beruhigt.

Ich mache mich also mal wieder „oben“ frei, lege mich auf die Liege, die mitten im Raum steht und nehme KEIN Beruhigungsmittelt. Die beiden Frauen, die die Biopsie vornehmen, sind super nett und einfühlsam so dass sich die letzten Ängste verabschieden. Ich habe währenddessen die Augen geschlossen, will werde die Nadel in meiner Brust noch den Bildschirm der Sonographie sehen. Es wurden 5 Proben entnommen und schon wurde ich von den Beiden mit einem Druckverband verpackt. 1 Stunde soll ich nun an die frisch Luft und dann noch mal in den Untersuchungsraum. Chris schicke ich wieder zur Arbeit und gehe ein wenig im Dortmunder Klinikviertel spazieren, besorge mir eine Kleinigkeit zu essen und bin ganz guter Dinge, da ich ja nun die Biopsie hinter mir habe und es ja eh nicht bösartig ist……..